Alte Seemannsgräber an der Seite des Kirchenschiffs:
Die Kirche gibt die gedrungene Bauweise in unterschiedlichen Baumaterialien recht gut wieder, die viele Kirchen z.B. im Land Wursten, aber auch in anderen Gegenden Norddeutschlands haben, wie z.B. dieses Kirchlein in Gyhum zwischen Bremen und Sittensen:
Heute dient das Denkmal vor allem Tauben und Möwen als Lande- und Ruheplatz, wie überhaupt hier an der Küste jeder Dachfirst deutliche Spuren zahlreicher fliegender Küstenbewohner trägt. Werfen wir einen Blick zurück in Richtung Nordgaster Mühle, hinter dieser führen die Gleise zur kleinen Endstation Klingsiel mit einem Ausweichgleis:
Die Gleise haben hier "Deich-Niveau" erreicht und liegen mit den das Hafenbecken umgebenden Häusern höher als das umliegende tiefe Land. Kleine Hafenhäuser, giebel- wie traufständig rahmen das Hafenbecken ein:
Am Ende sitzt der Rettungsschuppen "der Gesellschaft" (zur Rettung Schiffbrüchiger) auf dem Deich auf, eine Situation, wie sie z.B. früher in Neuharlingersiel zu sehen war. Die Slipanlage des Ruderrettungsboots führt außendeichs ins Wasser.
Frühe Badegäste waten durch den Schlick am Steinwall, der die Hafeneinfahrt vor der rauhen Nordsee schützen soll. Davor verlässt ein Segler den Hafen Klingsiel. Den Hafen wollen wir uns in der Folge genauer ansehen mit all seinen Booten und Schiffen, die dort liegen.
Wenn wir den Blick nun hafeneinwärts richten, hat am ersten Liegeplatz ein Botter festgemacht, ein Fischereifahrzeug, dessen Ladung in Fischkörben gerade gelöscht wurde. Auch ist das Fischernetz am Mast hochgezogen zum Trocknen.
Das Modell des Botters ist von Artitec und ich habe es etwas meinen "ostfriesischen Bedürfnissen" angepasst, so z.B. das Fischereikennzeichen "AZ3".
Gleich dahinter an der Kaimauer liegt die Tjalk, die bereits aus dem "Vorgängermodell" des Hafens Klingsiel bekannt ist. Auch sie wird hier gelöscht mit Hilfe einer "Wuppe", eines einfachen Kranes, wie er früher oft zu sehen war, mein Vorbild stand in den alten stadtbremischen Häfen an der Schlachte.
Da die Kaimauer mit der "Wuppe" durch die Schiffe verdeckt ist, zeige ich ein Foto aus der Bauphase des Kranmodells, gebaut aus Holz mit Metallteilen, z.B. Ketten von Weinert.
Weiter geht es die Kaimauer entlang in Richtung Sieltor, einige kleinere Boote liegen hier, darunter "Walboote", frühere Beiboote der Walfänger, die nach Aufgabe des Walfangs wegen ihrer Seefestigkeit für die Nordsee weiterverwendet und auch noch weitergebaut wurden.
Auch das gab es in den Sielhäfen: Ein Schiethuus "über dem Abgrund", damit die menschlichen Hinterlassenschaften mit dem nächsten Ebbstrom gleich verschwanden. Quasi ein natürliches Wasserklosett...
Im Hintergrund erkennt man es schon, das geöffnete Sieltor, damit das Binnenwasser aus dem Land entweichen kann. Bei Flut und erst recht bei Sturmflut wurden die Tore geschlossen, damit es binnen trocken blieb. Über das gemauerte Sieltor führt die Straße auf die andere Hafenseite, aber hier im Modell durchschnitten dargestellt.
Auf "unserer" Hafenseite erkennt man oben am Rande des Sieldurchlass' den Kolonialwarenladen von Keno ten Brooke, dessen Ehefrau unbedingt ein paar Märchengestalten ihrer alten Heimatstadt Bremen vor dem Laden haben wollte. Erst Jahrzehnte später entwarf Gerhard Marcks ein ganz ähnliches Denkmal, dass seit 1953 an der Seite des Bremer Rathauses steht...
Ein Fass wird auf den Lagerboden des Geschäftshauses gezogen. Die Waren können hier zwischengelagert werden, wenn sie vom Schiff auf die Bahn oder umgekehrt umgeschlagen werden.
Andere geben sich des Müßiggang hin, oder aber besprechen vielleicht doch die nächste Handelsfahrt, wie die Herren im Vordergrund. Auch im Hintergrund wird womöglich geschäftliches besprochen, aber in ganz anderer Richtung...
Ist doch dieses Etablissement nicht nur die Arbeitsstätte der Dame im grünen Kleid auf der Bank, sondern auch der drei Deerns, die hier am Weg vom Hafenbecken hoch auf ankommende Seeleute warten, denen der Sinn nach langen Wochen auf See nach ein wenig Amüsement steht und die gleichzeitig die Heuer in der Tasche haben - also sozusagen eine Win-Win-Situation...
Andere hingegen schauen aufs Meer. Die alten Stockanker verfingen sich in den Netzen der Fischer, die bei der Gelegenheit dann an Land geschafft wurden, bevor sie weitere Netze zerreißen.
Die Lokomotive wird abgekuppelt, umfährt über das zweite Gleis den Zug und setzt sich am anderen Ende wieder vor ihn. Wenn Passagiere aus- und eingestiegen sind und die Fracht umgeladen wurde, geht es gemächlich zurück über Bürenwerder nach Klockenstedt, wo der Anschluss an weiterführende Züge besteht.
Und dann kehrt wieder Ruhe in Klingsiel ein, nur noch Möwengeschrei, das Knarren der Holzboote und vielleicht ein wenig geschäftiges Treiben unten am Hafen.